Warum steigt der Stromverbrauch trotz sinkendem Wohlstands?
Es
ist schon merkwürdig: Seit 1980, also seit Beginn der
Globalisierung, sinken in Deutschland die Reallöhne und damit
auch die Kaufkraft - und trotzdem steigt der Stromverbrauch.
Dabei hat sich die Technologie weiterentwickelt: Die modernen
Haushaltsgeräte (Kühlschränke, Waschmaschinen,
Leuchten usw.) brauchen heute viel weniger Energie als noch vor 20
Jahren.
1980 konnte Deutschland (BRD+DDR) mit 470 Mrd. kWh seinen gesamten Strombedarf decken, 2005 wurden bereits 620 Mrd. kWh benötigt. Ohne den völlig unnötigen Verbrauchsanstieg könnten wir heute in Deutschland schon auf sämtliche Atomkraftwerke oder auf viele Kohlekraftwerke verzichten.
Wie lässt sich dieses Paradoxon erklären?
Um
das Rätsel zu lösen, muss man sich zunächst einmal
anschauen, wie der heutige Stromverbrauch sich verteilt:
Den Löwenanteil mit 47 % verschlang im Jahre 2005 die Industrie,
die privaten Haushalte waren mit 26 % dabei, für Gewerbe,
Landwirtschaft und öffentliche Einrichtungen wurden 24 %
benötigt und 3 % fielen auf den Verkehr.
Diese Zahlen lassen bereits erahnen, wo man als erstes bei der Suche nach den Ursachen ansetzen muss: nämlich bei dem mit Abstand größten Stromverzehrer, der Industrie.
Obwohl
in der Industrie die Beschäftigung kontinuierlich sinkt, steigt
deren Energiebedarf. Dabei wird schnell klar, dass diese Entwicklung
eigentlich gar nicht widersprüchlich ist, sondern schon die
Erklärung liefert.
Wenn
Arbeitsplätze durch Maschinen ersetzt werden, wenn immer mehr
rationalisiert und automatisiert wird, dann ist es auch kein Wunder,
wenn mehr Strom benötigt wird.
Aber
ist dieser Punkt damit abgehakt, handelt es sich nicht um einen ganz
natürlichen Ablauf, der der Menschheit zugute kommt?
Nein,
ich denke nicht! Bei sinkenden Allgemeinwohlstand und anhaltender
Massenarbeitslosigkeit (= Massendiskriminierung) kann nun wirklich
nicht mehr von einem natürlichen und sinnvollen Vorgang
gesprochen werden. Diese Verwerfungen sind hauptsächlich die
Folgen einer verfehlten Politik, die korrigiert werden
muss!
Der 1. Fehler: Die Bestrafung der Arbeit erhöht den Stromverbrauch
Die
Arbeitnehmer wird mit Lohnnebenkosten belastet (Steuern und
Beiträge zu Sozialversicherungen), die maschinelle Konkurrenz
kommt dagegen weitgehend ungeschoren davon und wird häufig noch
staatlich subventioniert ("Investitionsförderung").
Diese Praxis halte ich für dermaßen töricht, dass ich
kaum noch Worte dafür finde.
Seit
Jahrzehnten kämpfe ich für eine Änderung dieses
Irrsinns und fordere eine
Lohnkostenreform
(Anhebung
der Mehrwertsteuer bei gleichzeitiger Absenkung der
Lohnnebenkosten).
Immerhin wurde nach dem erfolgreichen einprozentigen Experiment 1997
im Januar 2007 mit 3 % Mehrwertsteueranhebung schon ein mutigerer
Schritt in diese Richtung gewagt (der wiederum sehr vielversprechend
verlief). Das lässt doch hoffen!
Je
weniger die Arbeit einseitig belastet wird und je mehr die Kosten des
Sozialstaates auch auf die Importe und die Produktionsmittel verteilt
werden, desto weniger besteht die
Gefahr
einer widersinnigen Automatisierung.
Während
jetzt noch viele Maschinen sich nur rechnen, weil die Arbeit
künstlich verteuert wird, würde bei einer gerechten
Lastenverteilung dieser ungesunde Rationalisierungsdruck aufgehoben -
damit würde dann nicht nur die Massenarbeitslosigkeit sondern
auch der Strombedarf zurückgehen.
Der
2. Fehler: Folgeschäden werden vom Markt ignoriert
Der
Kapitalismus ist leider nicht imstande, vorausschauend zu planen. Mit
begrenzten wertvollen Ressourcen wird sehr unbekümmert
umgegangen und erst wenn ein Rohstoff wirklich knapp wird, ziehen
auch die Preise an (dann ist der Löwenanteil aber schon
verprasst).
Ebenso
ist der Kapitalismus überfordert, wenn er produktionsbedingte
Folgeschäden in seine Kalkulation mit einbeziehen soll. Wenn
weltweit Milliarden Tonnen von Feinstaub und CO2 tagtäglich in
die Luft geblasen werden, sind zwar die Auswirkungen und Schäden
insgesamt abschätzbar, aber leider dem Verursacher nicht direkt
zuzuordnen.
So gesehen gibt es jeden Tag Milliardenschäden, Tausende Kranke
und Tote, die in der Rentabilitätsberechnung der Produzenten
nirgendwo auftauchen.
Also
ist die Politik gefordert, das Unvermögen des Kapitalismus
auszugleichen und über Steuern für eine Schadensregulierung
zu sorgen.
Das geschieht bislang kaum oder nur in sehr ungenügendem
Maße. Die hohen Mineralölsteuern zum Beispiel dienen
bisher hauptsächlich dem Straßenbau - sollte beim
Verbrauch fossiler Brennstoffe auch die Folgekosten
berücksichtigt werden, müssten die Spritsteuern mindestens
verdoppelt werden.
Eine
drastische
Steueranhebung
auf fossile Brennstoffe wäre in dieser Lage die logische
Konsequenz.
Weil die Politik aber weltweit die Zölle abgesenkt oder
abgeschafft hat, ist dieser nahliegende Schritt verbaut.
In einem Umfeld des totalen globalen Vernichtungswettbewerbes kann
die Politik nicht machen, was sinnvoll und notwendig wäre. Sie
muss das Überleben der eigenen Volkswirtschaft im Auge behalten
und darf ihr deshalb keine zusätzlichen Belastungen
aufbürden.
Aber
es gibt einen Ausweg aus diesem Dilemma!
In
dem Maße, in dem der Staat sich vom globalen Dumpingwettbewerb
abkoppelt, kann er auch die Ökosteuern
erhöhen.
Die
Entmachtung des globalen Dumpingsystems kann entweder über
Zölle oder die bereits oben erwähnte Lohnkostenreform
geschehen.
Also fassen wir zusammen: Der Stromverbrauch der Industrie würde deutlich sinken, wenn gerechte Bedingungen geschaffen würden - wenn also für eine Gleichbehandlung von Arbeit und Maschine (Kapital) gesorgt würde und Hersteller über Steuern für die Folgekosten (Luftverschmutzung) aufkommen müssten.
In Privathaushalten und im Gewerbe verhält es sich ähnlich!
Die
gleichen Fehllenkungen, die zur Stromvergeudung in der Industrie
beitragen, können auch im Privathaushalt und im Gewerbe
beobachtet werden.
Auch dort tragen zu billige Strompreise (Nichteinbeziehung der
Folgekosten) zur Verschwendung bei!
Wäre der Strompreis doppelt so hoch wie er ist (wobei die Steuereinnahmen natürlich zur Entlastung an anderer Stelle, zum Beispiel zur Senkung der Krankenversicherungsbeiträge genutzt werden müssten), würden sparsamere Haushaltsgeräte gekauft und auf manche sogar verzichtet (es muss nicht wirklich alles vollautomatisch gehen, der Mensch hat ja immer noch seine zwei Hände).
Manche Fehlentwicklung würde korrigiert
Eine gerechte Strombesteuerung (= Verteuerung) würde in mehr Bereiche eingreifen, als man im ersten Moment vermutet. Ich denke zum Beispiel an die vielen großen Einkaufspaläste, wie sie überall in den größeren Städten aus dem Boden schießen.
Da
werden oftmals alte Einkaufsstraßen mit historischen
Gebäuden abgerissen und durch gewaltige Einkaufspassagen
ersetzt.
Der Haken dabei: Die riesigen Gebäudekomplexe verschlingen
Unmengen an Energie für Rolltreppen, Klimaanlagen, Beleuchtung
usw..
Eine faire Stromrechnung würde diese Gigantomanie unterbinden.
Überhaupt
ist es doch auch dies paradox: Seit 1980 haben sich die
Reallöhne der Arbeitnehmer, die Renten usw. verringert - aber
dennoch haben sich die Verkaufsflächen des Handels fast
verdoppelt.
Da sieht man wieder einmal, wohin es führt, wenn durch die
Globalisierung das Kapital fehlgeleitet und dem Normalverbraucher
entzogen wird (aber das ist schon wieder ein ganz anderes Kapitel).
Hintergrund
& Analyse (Folge
11)
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Manfred J. Müller, Flensburg, März 2011
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Billiggeldschwemme, Subventionspolitik usw.). Sie haben selbst schon
diesbezügliche Studien und Analysen erstellt, Vor- und Nachteile
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ständig auf dem Laufendem gehalten? Dann würde ich mich
über einen offenen Gedankenaustausch mit Ihnen sehr freuen.
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Berücksichtigung aller relevanten Faktoren (dem Wohle der
Menschheit dienend) Sie zu anderen Schlussfolgerungen gekommen
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