Occupy - wir sind die 99 Prozent!
Ich sage es gleich - ich bin weder Aktivist noch Sprecher der Occupy-Bewegung. Aber ich kann sehr wohl deren Kritik am derzeitigen weltwirtschaftlichen System nachvollziehen.
In der Tat scheint sich täglich zu bestätigen, dass die Politik nur noch die Interessen der Reichen verfolgt und die restlichen 99 Prozent der Bevölkerung das Nachsehen haben.
Dies ist höchst seltsam, denn schließlich geben sich fast alle großen Parteien in den westlichen Kulturen äußerst volkstümlich und linksorientiert (sogar die als konservativ geltende CDU/CSU).
Linksorientiert
deshalb, weil ihr Hauptaugenmerk staatlich organisierter
Umverteilung gilt.
Trotz hoher Staatsverschuldung werden die sozialen Netze (bis auf
einige Ausnahmen) ständig weiter ausgebaut und darüber
sinniert, wie man Leistungsträger noch mehr schröpfen
könnte. Denn die zu Wahlkampfzeiten versprochenen sozialen
Wohltaten müssen ja irgendwie gegenfinanziert werden.
Im derzeitigen französischen Wahlkampf sind bereits Spitzensteuersätze von 75 % im Gespräch - aber auch in Deutschland liebäugelt ein Großteil der Volksvertreter mit einer Anhebung der Einkommensteuer, mit höheren Erbschaftssteuern oder der Wiedereinführung der Vermögenssteuer.
Was will die Occupy-Bewegung?
Eine wachsende Umverteilung korrigiert nicht die Fehler unseres Wirtschaftssystems!
Immer
noch beharren führende Politiker auf dem Vorurteil, Ursache
aller wirtschaftlichen Missstände und der Ausbeutung der
menschlichen Arbeitskraft sei eine mangelhafte Gewinnbeteiligung der
Massen (also eine ungenügende Umverteilung).
Auch weite Teile der Occupy-Bewegung unterliegen diesem Trugschluss,
weil er permanent von allen Seiten vorgetragen wird und
oberflächlich betrachtet eine einleuchtende Erklärung
bietet.
Dabei sind aber nicht die Eliten, die Reichen und die Großverdiener die Bösen - Schuld an allem Übel trägt vielmehr das zügellose Wirtschaftssystem der Globalisierung, das der Menschheit durch den Abbau der Zölle aufgezwungen wurde.
Das Prinzip des fairen Wettbewerbs wurde abgeschafft!
Einige wenige mächtige Interessenverbände und Spitzenpolitiker (G8, G20, WTO usw.) haben in den letzten Jahrzehnten das gut funktionierende Prinzip der fairen freien Marktwirtschaft abgeschafft, indem sie die Importzölle immer weiter abbauten.
Aus
diesem falsch verstandenen Liberalismus entfesselte sich der allseits
bekannte weltweite Unterbietungswettbewerb.
Seitdem gilt nur noch: "Wo arbeiten die Menschen noch billiger?" "Wo
sind die Unternehmenssteuern und Umweltauflagen niedriger und wo
fließen noch höhere Subventionen?"
Die
weitgehende Abschaffung der Zölle führte, wie nicht anders
zu erwarten, zu einem völlig unfairen und unkontrollierbaren
Spiel der Kräfte, zur Entrechtung der Arbeitnehmer und
Staaten.
Es kann nicht überraschen, dass dieser grenzenlosen Freiheit (=
Gesetzlosigkeit) schließlich auch die Finanzmärkte zum
Opfer fielen.
Der Occupy-Bewegung fehlt noch das Konzept!
Was müsste getan werden?
Leider
ist sich die Occupy-Bewegung nicht einig über den richtigen Weg
aus der Krise. Ihnen fehlt noch das Konzept. Immerhin aber haben sie
erkannt (im Gegensatz zur selbstgefälligen Politik), dass es
nicht wie bisher weitergehen kann.
Sie verrennen sich nicht in der populistischen
Umverteilungs-Scheindebatte, sondern fordern ein
grundsätzliches Umdenken.
Was wäre die Lösung?
Ich
befasse mich seit über 30 Jahren intensiv mit der
weltwirtschaftlichen Entwicklung und den Folgen der
Globalisierung.
Nach all meinen Untersuchungen, Forschungen und Analysen bin ich zu
der Erkenntnis gelangt, dass nur die konsequente Abkehr vom globalen
Dumpingwettbewerb die westliche Welt vor dem weiteren Niedergang und
ständigen Wirtschaftskrisen retten könnte.
Der globale Dumpingwettbewerb ließe sich durch drei wirksame Maßnahmen zügig entschärfen:
1.
Die einfachste Methode: Eine allmähliche Anhebung der
Importzölle, die den unlauteren Unterbietungswettbewerb
schrittweise auflöst.
Die Zolleinnahmen könnten zur weitgehenden Deckung der
Sozialversicherungsbeiträge verwendet werden. Damit würde
die jetzige Benachteiligung
des Faktors Arbeit gegenüber dem Faktor
Kapital
teilweise aufgehoben.
2.
Ein ähnliche Wirkung wie höhere Zölle ergäbe sich
auch aus einer schrittweisen Anhebung der Mehrwertsteuer
(Konsumsteuer).
Ebenfalls sollten hierbei die Mehreinnahmen zur Absenkung der
Lohnnebenkosten führen. Dadurch wird inländische Arbeit
(Produktion) günstiger, die importierte Arbeit (Produktion)
dagegen teurer.
3.
Wer höhere Zölle oder Mehrwertsteuern strikt ablehnt (weil
angeblich zu protektionistisch),
der sollte sich mit dem Modell eines weltweiten Mindestlohnes
anfreunden.
Dann dürften nur noch solche Waren nach Deutschland
eingeführt werden, die nachweislich unter fairen Arbeits- und
Lohnbedingungen erstellt wurden (anfangs zwei Euro
Netto-Stundenlohn).
Bei der Umsetzung dieser Idee würde man zunächst einmal mit
einer eher harmlosen Branche wie Bekleidung anfangen und bei Erfolg
immer weitere Bereiche einbeziehen.
Also dürften zunächst einmal Textilien, die von Arbeitssklaven in Bangladesch bei einem Stundenlohn von 10 Cent zusammengenäht wurden, ab einem noch zu bestimmenden Stichtag nicht mehr importiert werden. Eine Kontrollbehörde müsste die Einhaltung dieser Mindestlöhne beaufsichtigen, aber auch die Mitbewerber werden sicherlich ein wachsames Auge auf ihre Konkurrenz werfen.
Um schnelle Erfolge realisieren zu können, wäre auch eine Kombination der drei vorgeschlagenen Maßnahmen möglich.
Niemand will den Welthandel abschaffen!
Um
Missverständnissen vorzubeugen: Eine Abkehr vom globalen
Dumpingwettbewerb bedeutet keineswegs die Abschaffung des
Welthandels. Es soll und wird weiterhin einen regen internationalen
Warenaustausch geben. Aber eben zu faireren Bedingungen.
Die Global Player werden ihres Erpressungspotentials beraubt und
werden sich wieder normalen Marktgesetzen unterordnen
müssen.
Ich will mit dieser Äußerung keineswegs die Konzerne anklagen, denn sie sind schließlich auch nur Getriebene und müssen (um überleben zu können) ihren Aktionären attraktive Dividenden bescheren. Auch Großunternehmen nutzen nur die ihnen politisch zugestandenen Spielregeln.
Langfristig betrachtet leiden sogar auch sie unter dem anarchistischen globalen Dumpingwettbewerb. Denn eine faire Marktwirtschaft ohne Ausbeutung und Erpressung der Arbeitnehmer und Staaten wäre für die meisten Konzerne auf Dauer gesünder und erfolgreicher - weil sie eben nicht zum schleichenden Tod des Kapitalismus führt.
Einschränkung des Aktienhandels?
Der globale Dumpingwettbewerb ist nicht die alleinige Ursache für den Niedergang des Westens und den seit 30 Jahren sinkenden Reallöhnen. Eine Teilschuld trifft auch das Unwesen mit dem gewerbsmäßigen spekulativen Aktienhandel.
Warum
muss es Firmen erlaubt sein, mit Aktien zu dealen, eigene Aktien oder
die der Konkurrenz aufzukaufen?
Damit wird doch nur die Monopolbildung weiter gefördert!
Der ursprüngliche Sinn der Aktien war die Finanzierung von
Großunternehmungen durch eine Gruppe von Privatleuten.
Vielleicht sollte man zu diesem Ursprung zurückfinden.
Wären Aktien allein im privaten Streubesitz, könnte es auch
den Kasinokapitalismus mit seinen ständigen Spekulationsblasen
und Wirtschaftskrisen kaum geben.
Die Welt braucht keinen Aktien-Hochfrequenzhandel mit im Sekundentakt wechselnden Besitzern! Die Welt braucht auch keine Hedgefonds die davon leben, auf Pump feindliche Übernahmen zu organisieren, um gesunde Firmen auszuweiden und den Altaktionären auch noch die Tilgung des Übernahmekredits aufzubürden.
Aktienkonzerne dominieren heute die Weltwirtschaft, weil die Börsen zur steuerfreien Spielhalle verkommen sind (Kasinokapitalismus).
Das alles muss nicht sein! Es ist an der Zeit, über das Unwesen des Aktienhandels nachzudenken.
Wäre eine Weltregierung besser?
Manche
Systemkritiker haben keine Hoffnung mehr, dass die große Schar
souveräner Nationalstaaten sich auf notwendige internationale
Wirtschaftsregeln einigen könnte.
Sie träumen von einer Weltregierung, obgleich sie wissen, wie
utopisch deren Verwirklichung anmutet.
Macht es Sinn, sich ernsthaft für eine visionäre
Weltregierung zu engagieren, anstatt seine Kräfte für
realisierbare Reformen einzusetzen?
Und überhaupt, wäre eine Weltregierung wirklich so wünschenswert? Wie wäre ein solch schwerfälliger Koloss zu steuern? Wären damit tatsächlich alle kulturellen und nationalen Gegensätze aufzulösen?
Heute
existiert ein innovativer Wettkampf der Staaten - man lernt aus
den Fehlern und Erfolgen der anderen und zieht entsprechende
Konsequenzen.
In einer Weltregierung fehlt dieses Korrektiv. Zudem bestünde
die ständige Gefahr, dass skrupellose Verbrecher sich an die
Macht putschen. Dann wäre die ganze Welt eine einzige
Schreckensdiktatur, in der eine Hilfe von außen unmöglich
wäre.
Auch die Vorstellung, unsere Welt in vier oder fünf Blöcke (wie zum Beispiel die Vereinigten Staaten von Europa) aufzuteilen, bereitet mir Unbehagen. Denn damit wäre die latente Kriegsgefahr keineswegs gebannt und der globale Unterbietungswettbewerb ebenfalls nicht abgeschafft.
Wie meine obigen Vorschläge zeigen, bedarf es keiner Weltregierung oder internationaler Abkommen, um notwendige Reformen einzuleiten. Ein souveräner Staat könnte sehr wohl im Alleingang sich vom Kasino-Kapitalismus befreien und sich scheinbaren globalen Zwängen erfolgreich entziehen.
Unsere Volksvertreter müssen es nur wollen, selber darüber nachdenken und sich nicht blind auf ihre parteiinternen Fachausschüsse verlassen.
Hintergrund
& Analyse:
Sie
werden nicht von staatlichen Institutionen, Global
Playern, Konzernen, Verbänden, Parteien, Gewerkschaften,
Hilfsorganisationen, NGOs, der EU- oder der Kapitallobby
gesponsert.
Massenarbeitslosigkeit/Fachkräftemangel:
Trügerischer
Wirtschaftsboom:
Wann
zerfällt das Kartenhaus aus Billiggeldschwemme, Nullzinspolitik
und Währungsdumping?
Wieso
kommt es trotz hoher Massenarbeitslosigkeit in Deutschland zu einem
Fachkräftemangel?
Armutsbekämpfung/Entwicklungsländer:
Armutsforschung:
Welchen Staaten mit hohen Geburtenraten geht es wirklich
gut?
Demokratie/Scheindemokratie:
Ist
die Bezeichnung "Blockparteien"
überzogen?
Die
Unterwanderung der Demokratie durch die Cancel-Culture-Bewegung
Kapitalismus
& Globalisierung:
Sind
EU und Weltwirtschaft nur über eine Billiggeldschwemme zu
retten?
Von
den eigentlichen Ursachen der Globalisierung wird
abgelenkt!
Freihandel
= wirtschaftliche Anarchie =
Kasinokapitalismus
Die
Mächtigen sträuben sich noch immer gegen die
Deglobalisierung
Umweltschutz:
Hat
der früh einsetzende Erdüberlastungstag wirklich nichts mit
der Überbevölkerung zu tun?
Politik
& Medien & Propaganda:
Ablenkungs-Demokratie:
Mit Nebensächlichkeiten von den Kernfragen
ablenken!
Wirtschaft,
Politik & Medien: Wie manipulativ ist unsere
Informationsgesellschaft?
Wie
das Staatsfernsehen über Emotionen Politik macht
Vergangenheitsbewältigung/Unsere
Erbsünde:
Die
Schuld der Deutschen am Holocaust und 2. Weltkrieg
Europäische
Union:
EU-Gegner:
Die EU wird sich als größter Irrtum der Geschichte
erweisen!
Whatever
it takes: Die wundersame Geldvermehrung
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www.globalisierung.com.de
Impressum
© Manfred Julius Müller (unabhängiger, parteiloser
Wirtschaftsanalyst und Zukunftsforscher). April
2012
Favorisiert
google die unkritischen Domains des Establishments (der staatlichen
Informationsdienste, Stiftungen, Leitmedien und Konzerne)?