Liberalismus und Weltwirtschaft
Beschert der zollfreie Liberalismus wirklich der Menschheit Vorteile?
Die Freiheit
gilt zu recht als hohes Gut. Doch manche Populisten missbrauchen den
Begriff, indem sie überzogene Forderungen stellen. Denn wie bei
allen Übertreibungen kann auch der Freiheitsgedanke
überdehnt werden.
Im gesellschaftlichen Leben etwa brauchen wir nun einmal
Vorschriften, damit das Land nicht in eine Gesetzlosigkeit abrutscht.
Der Straßenverkehr braucht ebenfalls verbindliche Regeln, damit
nicht alles im Chaos versinkt und in einem Blutbad endet. Die Grenzen
der Freiheit hat eigentlich jeder Normalbürger verstanden, sie
werden akzeptiert und für notwendig erachtet.
Doch
leider gibt es immer noch einen Bereich, in dem die
(uneingeschränkte) Freiheit als Dogma verherrlicht wird.
Gemeint ist der Liberalismus in der Wirtschaft. Hier dominiert
unbeirrt der verhängnisvolle Aberglaube, Vorschriften und Regeln
seien etwas Unanständiges und wirken störend und bremsend.
Selbst sozial eingestellte Politiker wagen es oft nicht, gegen den
herrschenden wirtschaftsliberalen Zeitgeist und den scheinbar hehren
Freiheitsbestrebungen ihre Stimme zu erheben.
Doch es ist an der Zeit einzugestehen, dass der totale Freihandel,
der weitgehende Verzicht auf wirksame Zölle, genau das
Gleiche bewirkt wie eine Anarchie in der bürgerlichen
Gesellschaft.
Der Staat darf nicht wegsehen und dem ruinösen Verdrängungswettbewerb tatenlos zuschauen! Ganze Produktionsbranchen sind bereits in unserem Land vernichtet worden, weil dem Wirtschaftsliberalismus oberste Priorität eingeräumt wurde. Ob Textilien, Büromaschinen, Computer, Handys, Kameras oder Haushaltsgeräte, ob Lowtech oder Hightech - der deutsche Produktionsstandort schrumpft und mit ihm die Arbeitsplätze und Arbeitseinkommen. Viele Mitbürger nehmen diesen schleichenden Niedergang leider gar nicht wahr, weil sie die geschickt inszenierte Erfolgspropaganda für bare Münze nehmen (Beispiel "Fachkräftemangel").
Der
globale Freihandel könnte funktionieren,
wenn...
Nichts
gegen den Liberalismus, nichts gegen den zollfreien Welthandel - wenn
die Produktionsbedingungen gleich wären und somit der Wettbewerb
fair ablaufen könnte.
Die Voraussetzungen für einen zollfreien
Wirtschaftsliberalismus:
Gleiche Lohnstandards in allen Staaten (Tariflohnpflicht)!
Gleiche Sozialstandards in allen Staaten!
Gleiche Umweltauflagen in allen Staaten!
Gleiche Unternehmenssteuern in allen Staaten!
Gleiche Lohnnebenkosten in allen Staaten!
Gleiche Rechtsvorschriften und Strafverfolgung in allen Staaten!
Gleiche Subventionen und Förderungen in allen Staaten!
Kurz: Wenn
die Kostenfaktoren in allen Ländern der Welt gleich wären,
dann (und nur dann) könnte ein fairer Wettbewerb stattfinden
auch ohne Zollschranken. Denn dann könnte das Kapital die
Menschen und Staaten dieser Welt nicht mehr gegeneinander
ausspielen.
Aber wie wir wissen, sind wir noch Lichtjahre von diesen
Grundvoraussetzungen für den zollfreien Wirtschaftsliberalismus
entfernt. Es gibt nicht nur kleine, sondern ganz extreme
Unterschiede.
Und deshalb
ist auch kein Wunder, wenn überall auf der Welt paradoxe,
menschenverachtende Entwicklungen stattfinden, wenn zum Beispiel die
Löhne sinken trotz stetem Wirtschaftswachstums.
Wie man als Volksvertreter diesem makabrem Treiben tatenlos zuschauen
und weiterhin auf den Liberalismus (Freihandel, Freihandelszonen)
setzen kann, wird mir ein ewiges Rätsel bleiben.
Weiterführende Abhandlungen dazu finden Sie in meinen
Büchern.
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Impressum
© Manfred Julius Müller (unabhängiger, parteiloser
Wirtschaftsanalyst und
Zukunftsforscher).
Anmerkung:
Der Sinn einzelner Thesen erschließt sich oft erst im
Zusammenhang mit anderen Artikeln des Autors. In einem einzelnen
Aufsatz können nicht jedesmal alle Hintergründe und
Grundsatzüberlegungen erneut eingeflochten werden.
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von Manfred J. Müller
Man
kann nicht ständig das, was der normale Menschenverstand und die
Mehrheit der Bevölkerung für gut und richtig befinden, als
rechten Populismus abtun. Täte man dies, wäre nur noch eine
gegen das Volk gerichtete Politik legitim. Das wäre jedoch eine
Perversion der Demokratie!